Wladimir

Wladimir
I
Wladịmir,
 
Gebietshauptstadt in Russland, am Bergufer der Kljasma, 339 000 Einwohner; russisch-orthodoxer Erzbischofssitz; Pädagogische Universität, TH, Bildergalerie, Museum, zwei Theater, Konzertsaal, Planetarium; wichtiges Industriezentrum mit etwa 50 Betrieben, besonders Traktorenwerk sowie Werke des Maschinenbaus und der Elektro-, chemische, Textil- und Lebensmittelindustrie; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
 
 
Wladimir ist wegen seiner vielen denkmalgeschützten historischen Gebäude (UNESCO-Weltkulturerbe) ein Touristenzentrum. Die Bauwerke, die der Wladimir-Susdaler Bauschule des 12. Jahrhunderts entstammen, machen Wladimir zum Zentrum der frühen russischen Baukunst. Am bedeutendsten sind: das Goldene Tor, Haupttor der Stadt, nur noch in seinem Kern der ursprüngliche Bau von 1154-64 (Umbauten im 17./18. Jahrhundert). Die Uspenskijkathedrale, Krönungskirche der späteren russischen Großfürsten, wurde nach dem Vorbild der Uspenskijkathedrale des Kiewer Höhlenklosters 1158-60 als dreischiffige Kreuzkuppelkirche errichtet; nach Brand 1185-89 an drei Seiten (seitliche Galerien und Verlängerung der jetzt fünf Schiffe) erweitert, die drei Apsiden vergrößert und vier Nebenkuppeln errichtet; am Außenbau Blendarkadenfries und plastischer Schmuck, stark von der romanischen Kunst der Lombardei geprägt; im Innern Freskenfragmente (1408) von Daniil Tschornyj und A. Rubljow, die auch die Bilder für die Ikonostase (1408) schufen (heute Moskau, Tretjakow-Galerie), heutige Ikonostase von 1773/74. Die Demetriuskathedrale (1194-97), eine kleinere, dreischiffige Kreuzkuppelkirche aus weißem Kalkstein, hat reichen plastischen Dekor, der die oberen Teile des Außenbaus teppichartig überzieht; Freskenfragmente von 1197, größtenteils von einem griechischen Meister. Ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammt die Kirche des nahe gelegenen Roschdestwenskijklosters (1192-95; 1862-64 neu gebaut); die des Fürstinnenklosters ist ein Neubau vom Anfang des 16. Jahrhunderts mit Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert. Der Palastbezirk lag nordöstlich von Wladimir, im heutigen Dorf Bogoljubowo.
 
 
Wladimir wurde 1108 von Wladimir II. Monomach als Grenzfestung gegründet. 1157 verlegte Andrej Bogoljubskij seine Residenz nach Wladimir und baute es zur Hauptstadt des Fürstentums Wladimir-Susdal aus. 1238 von den Tataren zerstört, 1299 kurzzeitig Residenz des Metropoliten von ganz Russland; wurde im 14. Jahrhundert als politisches Zentrum von Moskau abgelöst; seit 1778/96 Gouvernementhauptstadt.
II
Wladịmir,
 
russische Fürsten:
 
 1) Wladịmir I. Swjatoslawitsch, Wladimir der Heilige, Großfürst (seit 980), ✝ 15. 7. 1015, jüngster Sohn des Kiewer Fürsten Swjatoslaw Igorjewitsch; wurde 969 Fürst von Nowgorod; ging aus den Thronwirren nach dem Tod seines Vaters mithilfe eines Warägerheeres 980 siegreich hervor und konnte den Kiewer Staat unter seiner Herrschaft wieder einen. In mehreren Kriegszügen gelang es ihm, seinen Herrschaftsbereich auszudehnen und dessen Grenzen zu sichern. Als er dem im Bürgerkrieg bedrängten byzantinischen Kaiser Basileios II. 987 oder 988 die erbetenen Truppen zu Hilfe sandte, gab dieser ihm seine Schwester Anna (✝ 1011) zur Frau. Im Zusammenhang damit nahm Wladimir 988 das Christentum an und erhob es zur Staatsreligion. - Orthodoxer Heiliger (Tag: 15. 7.).
 
 2) Wladịmir II. Wsewolodowitsch, Wladimir Monomạch, Großfürst (seit 1113), * 1053, ✝ 19. 5. 1125, Sohn des Kiewer Großfürsten Wsewolod Jaroslawitsch und der Maria (✝ 1067), einer Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos; war 1078-94 Fürst von Tschernigow, danach von Perejaslaw; zeichnete sich in der Abwehr der Steppenvölker (Feldzüge 1103-11 gegen die Kumanen) aus und wurde unter Umgehung der Thronfolgeordnung 1113 nach Kiew berufen, als dessen letzter bedeutender Herrscher er die Einheit des in Teilfürstentümer zerfallenen Reiches größtenteils wiederherstellte. In dem ihm zugeschriebenen, auch literarisch bedeutenden »Poučenie« (Belehrung, um 1117) an seine Söhne gab er ein anschauliches Bild vom Wirken eines Fürsten seiner Zeit.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wladimir — (Владимир, bulg., serb., russ.), Wolodymyr (ukrainisch), Wolodimir (altostslawisch) ist ein männlicher Vorname. Die Betonung des Namens bei der Aussprache liegt auf dem ersten i . Koseformen von Wladimir sind Wolodja, Wlad, Wowa, Wowik, Wowka,… …   Deutsch Wikipedia

  • Wladimir II. — Wladimir Wsewolodowitsch Monomach (russisch Владимир Всеволодович Мономах, ukrainisch Володимир Мономах; * 1053; † 19. Mai 1125) war Kiewer Großfürst von 1113 bis 1125. Wladimir Wsewolodowitsch Monomach nach erfolgreicher Jagd, Bild von …   Deutsch Wikipedia

  • Wladimir I. — Wladimir der Große auf dem ukrainischen 1 Hrywnja Geldschein Wladimir (ukr. Wolodymyr) I. Swjatoslawitsch (ukrainisch Володимир І Святославич, russisch Владимир Святославич; * 960; † 15. Juli …   Deutsch Wikipedia

  • Wladīmir [2] — Wladīmir (Wolodimer), 1) russisches Gouvernement, grenzt an die Gouvernements Twer, Jaroslaw, Kostroma, Nishnij Nowgorod, Tambow, Rjäsan u. Moskwa; 850 QM.; hügelig, theils heidig, theils morastig, theils sandig, mit guter Dammerde; Fluß: Oka,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wladīmir [1] — Wladīmir, 1) W. I. der Apostelgleiche od. der Heilige od. der Große, Sohn des Großfürsten Swiatoslaw, erhielt 970 Nowgrod u. nach dem Tode seiner beiden Brüder 980 das ganze Russische Reich als Großfürst, ließ sich 988 bei seiner Vermählung in… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wladīmir [1] — Wladīmir, russ. Gouvernement, von den Gouvernements Jaroslaw, Kostroma, Nishnij Nowgorod, Tambow, Rjasan, Moskau und Twer umschlossen, umfaßt 48,856,7 qkm (887,29 QM.) und bildet eine von Hügelreihen (bis 200 m Höhe) durchzogene Ebene. Die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wladīmir [3] — Wladīmir, 1) der Heilige oder der Apostelgleiche, Großfürst von Rußland, war der Sohn Swjatoslaws und wurde 980 nach dem Tode seines Bruders Oleg und der Ermordung des andern Bruders, Jaropolk, Herr des ganzen russischen Reiches, das er durch… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wladīmir [2] — Wladīmir, 1) Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), an der Kljasma, Knotenpunkt der Bahn Moskau Nishnij Nowgorod und der Schmalspurbahn Rjasan W., hat 28 Kirchen (darunter die 1158 von Andrei Bogoljubski erbaute Kathedrale zu …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wladímir — Wladímir, Gouvernement im mittlern Teil des Europ. Rußlands, im Gebiete der Oka mit Kljasma, 48.857 qkm, 1.515.691 E. – 2) W., auch W. an der Kljasma, früher W. Saljesskij genannt, l. an der Kljasma, 32.029 E., Sitz eines Erzbischofs, alter Kreml …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wladímir [2] — Wladímir, russ. Großfürsten. – W. I. (980 1015) wurde Herr des ganzen Russ. Reichs, 988 getauft (»der Heilige«) und Begründer der griech. kath. Kirche in Rußland, teilte 1015 das Reich unter seine Söhne (Teilfürsten). Im russ. Volksepos bildet W …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wladimir [1] — Wladimir, russ. Gouvernem. zwischen Twer, Jaroslaw, Kostroma, Nischnei Nowgorod, Tambow, Rjäsan u. Moskau, von der Ocka durchströmt, nicht besonders fruchtbar, hat auf 864 QM. 1170000 E., die meisten Fabriken nach dem Gouvern. Moskau. Die Hauptst …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”